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Herzlich Willkommen bei den Pilzen Thüringens!

Thüringen ist ein kleines Bundesland in der Mitte Deutschlands. Es ist geprägt durch eine große Vielfalt an Landschaftstypen (Mittelgebirge, Buntsandstein- und Muschelkalk-Hügelländer, Basaltkuppen, Zechsteingürtel, Auen und Niederungen): begonnen im Norden mit dem Harz, dem Kyffhäuser, der Goldenen Aue, dem Thüringer Becken mit seinen umrandenden Hügelländern bis hin zum Vogtland, Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge sowie der Rhön im Süden.

Bereits 1588 erschien posthum von Johannes Thal (1542-1583) das Werk „Sylva Hercynia“ – ein Verzeichnis von Pflanzen und Pilzen. Somit gehört Thüringen zu den Regionen, die als „Wiege“ der Pilzfloristik Deutschlands betrachtet werden können.

Eine erste umfassende Zusammenstellung von Pilzen entstand mit der „Flora Jenensis“ 1718 von Bernhard Rupp (1688-1719). In der zweiten Hälfte des 18. Jh. erschien der „Elenchus fungorum“ in drei Bänden von August Johann Georg Karl Batsch (1761-1802), ein für die Systematik und Floristik der Pilze insgesamt bedeutsames Werk.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schrieb der in Nordthüringen lebende Carl Friedrich Wilhelm Wallroth (1792-1857) die „Flora cryptogamica Germaniae“, ein für die Pilzfloristik Thüringens relevantes Werk.

Im 20. Jahrhundert wurden für die Pilzsystematik und Pilzfloristik wichtige Arbeiten publiziert, so von dem Erfurter Lehrer Hermann Diedicke (1865-1940) über imperfekte Pilze. Adalbert Henkel (gest. 1945) aus Daasdorf bei Buttelstedt beschäftigte sich mit Kleinpilzen (Ascomyceten, Anamorphen, Phytoparasiten). Die Ergebnisse der pilzfloristischen Erhebungen von Erich Heinz Benedix (1914-1983), der an der Jenaer Universität studierte, wurden 1944 und 1949 veröffentlicht. Wichtige Mykologen der Vergangenheit und Gegenwart haben ihre Sammlungen im Herbarium Haussknecht der Friedrich-Schiller-Universität in Jena hinterlegt

Frieder Gröger (1934-2018) war während der DDR-Zeit für die Geländemykologie besonders in Westthüringen von herausragender Bedeutung. Er rief ein Pilzkartierungsprogramm für Mitteldeutschland ins Leben, organisierte Forschungsexkursionen, war an der Herausgabe des „Mykologischen Mitteilungsblattes“ und des „Boletus“ beteiligt. In Ostthüringen ist besonders die langjährige mykofloristische Tätigkeit von Reinhard Conrad (1938-2006) erwähnenswert.

Durch eigene mykofloristische Arbeiten sowie seine Lehr- und Mentorentätigkeit übte Heinrich Dörfelt (*1940) bedeutenden Einfluss auf die Pilzfloristik in Thüringen aus.

Gerald Hirsch (*1953) war beteiligt an der Gründung der von H. Dörfelt und U. Braun ins Leben gerufenen Pilzzeitschrift „Boletus“, die 1977 erstmalig erschien. Hirsch initiierte 1988 die erste Rote Liste der Großpilze Thüringens und arbeitete an den späteren Fassungen bis 2010 sowie der Roten Liste der phytoparasitischen Kleinpilze mit. 2001 erfolgte auf seine Initiative hin die Gründung der Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie e.V. (ThAM), er war bis 2009 deren erster Vorsitzender. Sein Nachfolger, Jochen Girwert, ist bis heute 1. Vorsitzender.

Ab Mitte der 1990er Jahre gaben Dr. Udo Luhmann (1945-2003) und seit 2003 Andreas Gminder (*1964) aufgrund ihrer Übersiedelung nach Jena der Pilzfloristik in Thüringen neue Impulse. Letzterer wirkte gemeinsam mit Tanja Böhning, Dr. Jochen Wiesner, Andreas Vesper, Angelika Stacke, Peter Püwert, Bildautor Matthias Theiss u.a. maßgeblich an der Erarbeitung des Buches „Die Großpilze Jenas“ mit. Das umfangreiche Werk erschien 2019 im Eigenverlag, ist unter pilzflora.jena@gmail.com noch erhältlich.

Im Oktober 2019 fand die 3. BOLETUS- und 10. ThAM-Tagung in Bad Blankenburg/Thüringen statt. 106 Pilzfreunde nahmen an der länderübergreifenden (Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen) Tagung teil. Es wurden ca. 1070 Arten (einschl. Varietäten und Formen), davon 111 Erstnachweise für Thüringen registriert. Einige bemerkenswerte Pilzfunde werden in den Ausgaben 40/1 und 40/2 2020 der pilzkundlichen Zeitschrift „Boletus“ näher vorgestellt.

Alle Interessierten laden wir herzlich nach Thüringen ein!

Fundmeldungen senden Sie bitte an die Landeskoordinatorin Angela Günther (Angela.Guenther@bgc-jena.mpg.de).

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